Namensgebung
Die Entstehung der Weilerorte ist zweifellos in die Periode nach der Völkerwanderung zu setzen, was aus dem Fehlen von „weiler“-Orten in sächsischen Gebieten zu interpretieren ist.
In römischer Zeit wurde von dem lat. villa in der Bedeutung „Herrenhof“ das Eigenschaftswort villaris für Gehöft – Bauernhof abgeleitet. Zur Zeit der Merowinger war es schon in Deutschland gebräuchlich und wurde später als Ortsnamengrundwort Mode.
Die Namensgebung für einen Ort wird sicherlich mitbestimmt durch den Zeitpunkt seiner Christianisierung. Der ursprüngliche lose Verband der Einzelgehöfte hatte kein Zentrum, außer seinem Feldfriedhof. Erst die Kirche mit ihrem Kirchhof bildete einen Mittelpunkt für mehrere Bauernhöfe; dann entstand auch ein Ortsname.
In Urkunden vom Anfang des 10. Jahrhunderts überließ der Trierer Erzbischof Ruotger (915-923) in der marcha Bodardivillaris (Mark Butzweiler) seinem Vasallen Folmar und dessen Frau Richildis auf Lebenszeit einen Felsen mit 10 Morgen Land im Talgebiet an der Kyll. Auf diesem Felsen hatte Ruotgers Vorgänger Radbod (883-915) ein (Burg)Gebäude errichtet. Diese Urkunde ist die erste schriftliche erhaltene Erwähnung von Butzweiler.
Der Name findet sich im Verlauf des Mittelalters in verschiedenen Schreibweisen.
Im Jahr 1030 bestätigte Erzbischof Poppo der Trierer Benediktinerabtei St. Marien eine Curia in Botzwilre.
Buzza Wilre erscheint in einem Dorsualvermerk des 14. Jahrhunderts.
1536, Boytzweiler anläßlich des Verkaufs eines Hauses und anderer Rechte von 1482, 1541, Botzweiler. Während der Namensbestanteil -weiler- also keine Schwierigkeiten macht, erschein die erste Hälfte dunkel. Folgende Deutungen werden von der Namensforschung angeboten: Bodardivil-laris: eine lateinisierte Form von but-hard=Sumpf, Wald.
Butzweiler: butina = Sumpf, schmutziges Wasser. Die Ableitung des Namens Butzweiler durch Bahlow von Sumpf Wasser, wobei das Unterdorf Fahl – Vohl sich vordergründlicher und fränkischer Zeit stammen alle aus dem oberen Teil des Dorfes. Wohl könnten die nassen Wiesen des Brühl im Betracht gezogen werden; doch liegen diese Weisen in einer Hanglange, und der Name Brühl steht von alterher für eine „gute Wiese“. mann kann daher nicht von Sumpf sprechen.
Römisch-Fränkische Vorgeschichte
Am ursprünglich unbebauten, flachen Hanggelände zwischen den Straßen Im Mont und Bitburger Straße, nordwestlich der Kirche, wurde eine ausgedehnte römische Hausanlage festgestellt, der sich ein römischer Steinbruch anschloß. Ein in der Nähe im Flurnamen überlieferter Kalkofen ist in seiner Zeitstellung nicht eingeordnet.
In der östlichen Gemarkungsspitze, teilweise auf Kordeler Gemarkung, befindet sich das bekannte römische Kupferbergwerk, das in der zweiten Hälfte des 2. Jh. aufgegeben wurde. Der hier nachfolgende und erhaltene Steinbruch lieferte Baumaterial, unter anderem für die Porta Nigra in Trier. Die römische Langmauer bildet etwa die Gemarkungsgrenze mit Kordel, wodurch das Buntsandsteingebiet außerhalb des Langmauerbezirks lag. Auf die fränkische Besiedlung weist ein Gräberfeld am südlichen Rand der heutigen Ortslage, beiderseits der L 43. Die zugehörige Siedlungsstelle wird in der Nähe der heutigen Kirche vermutet, für deren ersten Bau vielleicht im 8. Jh. der Friedhof verlegt wurde.
Mittelalter
1030 bestätigte Erzbischof Poppo der Trierer Benediktinerabtei St. Marien den von seinen Vorgängern geschenkten, umfangreichen Besitz von Butzweiler. Er umfaßte einen Haupthof mit Salland und 28 ½ Hufen sowie die Kirche mit der Hälfte des Zehnten, die Mühle und Wälder. Das Weistum von 1539 bestätigt den Besitz und nennt den Haupthof als Freihof mit Asylrecht. Im ge-schlossenen grundherrschaftlichen Bezirk Butzweiler hatten die Herren von Neumagen, später die von Criechingen, die Vogtei, die sie außer der Hochgerichtsbarkeit und den grundherrschaftlichen Rechten zu einer Herrschaft ausbauten, die schließlich als reichsunmittelbare Herrschaft Butzweiler galt. Durch Kauf gelang es der Abtei im frühen 17 Jh. die Rechte der Vogteiherren vollständig aufzukaufen.
Festgeschrieben wurde der Status als reichsunmittelbares Dorf, indem Butzweiler allein dem Kaiser und keiner anderen Obrigkeit unterworfen sei. 1507 wurde die Pfarrei der Abtei inkorporiert. Als Pfarrer galt der jeweilige Abt von St. Marien, der einen Vikar zur Seelsorge und Güterverwaltung aus dem Konvent entsandte.
Geschichte der Pfarrkirche
Auf ein hohes Alter läßt die Pfarrkirche mit dem Remigius-Patrozinium schließen. Vom romanischen Bau hat sich der ehem. Chorturm erhalten; der zugehörige, ca. 9,5 m lange Saal wurde 1977 bei Grabungen festgestellt. Das alte Schulhaus, das 1842 einem Neubau an gleicher Stelle wich, lag zwischen den drei Ortskernen. 1907 wurde ein Neubau gegenüber der Kirche fertiggestellt. Durch die reichsunmittelbare Stellung wurden Aach und Butzweiler Auswanderungsorte für aus dem Kurstift vertriebene Juden. Ein erster Nachweis jüdischer Einwohner liegt erst für 1753 vor.
Juden in Butzweiler
1808 hatte Butzweiler 13 jüdische Einwohner, 1833 38, 1860 93. Nach 1865 wurde ein Friedhof auf der Anhöhe am östlichen Ortsrand angelegt. Mit dem Bau einer Synagoge mit Judenschule 1892 trennte sich Butzweiler von der Synagogengemeinde Aach. Nach der Eingliederung der Herrschaft in den französischen Staat wurde Butzweiler dem Kanton und der Mairie Pfalzel zugeteilt. 1803 wurden der Pfarrei Kimmlingen, Lorich und Newel als Filialen zugewiesen. Im gleichen Jahr wurden das Haus und die Zehnt-scheune der Abtei St. Marien versteigert. An die Mühle am Butzerbach erinnern heute Fundamentmauern.
Neuzeit
1818 zählte Butzweiler 308 Einwohner. Die Einwohnerzahl stieg bis 1843 auf 515 und erhöhte sich danach kontinuierlich auf 660 Einwohner 1950. Im Zusammenhang mit der Ausweisung umfangreicher Baugebiete wuchs die Bevölkerung von 819 Einwohnern 1973 auf 1354 Einwohner 1989.
Denkmalstruktur
Butzweiler besteht aus drei getrennten historischen Kernbildungen, die heute zusammengewachsen sind: Kirchen, Val und Mont. Der Ortskern Kirchen bildet das höhergelegene historische Ortszentrum im Süden. Dominiert wird dieser Bereich von der barocken Pfarrkirche mit dem Kirchhof, dem barocken Pfarrhof und dem als Sandsteinquaderbau errichteten Schulgebäude von 1907. Hier stand auch der herrschaftliche Hof. Die durch den Talbereich führende Trierer Straße, fortgeführt als Kordeler Straße (L 43) richtet die zweizeilige Bebauung gemischt giebel- und traufstän-dig aus. Vorherrschend sind Anwesen des 19. Jh. mit modernen Veränderungen und Umnutzungen. (Nr. 1 1842, Nr. 3 1853, Nr. 7 1835, Nr. 14 1884). Entkernt ist der im 19. Jh. einheitlich überformte, interessante Streckhof Trierer Straße 13, der die Datierung 1719 trägt.
Die Kordeler Straße berührt die beiden anderen Kernbildungen, die sich in der verdichteten Bauweise der überwiegend aus dem 19. Jh. stammenden Anwesen und in den Straßenbezeichnungen Im Mont und Im Vohl mitteilen. Der auf der westlichen Hangseite gelegene Siedlungskern Mont setzt sich aus Quereinhäusern zusammen, welche die Straßenkreuzung mit der Römerstraße/Im Bungert einfassen. Der größere Siedlungskern Val erstreckt sich vom Bachtal auf die östliche Hangseite. Er weist einen geschlossenen Siedlungscharakter um den Straßenring Ramsteiner Weg/Im Urteilsgarten auf. Städtebaulichen Wert hat der Straßenblickpunkt Ramsteiner Weg 6. Die dem äußeren Eindruck nach überwiegend dem frühen 19. Jh. angehörende, geschlossene Bebauung aus kleinen Quereinhäusern wird in den Randbereichen von den locker gereihten Bauten der Ortserweiterung nach 1850 abgelöst. Hierzu zählt auch die ehem. Synagoge, jetzt Wohnhaus Ramsteiner Weg 15.
Die seit dem späten 19. Jh. erfolgte Schließung des Hauptstraße zwischen den Ortsteilen überliefert das hier auffallend übereinstimmende Gliederungsschema des vierachsigen Wohnteils, wobei der Flur jeweils einen zweiachsigen und einen schmäleren einachsigen Anteil trennt, z.B. beim Quereinhaus Im Mont 1 und beim Streckhof Kordeler Str. 23 (1904).
Auffallend ist die im Vergleich mit der Region große Zahl der Wegekreuze ab dem 17. Jh.